Bodo Ramelow ist jetzt einer von 17 Regierungschefs in Deutschland. Zum Empfang auf der bundespolitischen Bühne bekam er Wein aus Brandenburg und kollegialen Zuspruch.

Berlin - Für den Brandenburger Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD), der im Moment die Nummer Eins in der Ministerpräsidentenkonferenz ist, ist das auf jeden Fall ein guter Tag. „Ich bin jetzt nicht mehr der Dienstjüngste hier“, strahlt Woidke gleich bei der Begrüßung der beiden Neumitglieder. Er wirkt, als würde er damit eine rote Laterne endgültig los. Eine Flasche „Werderaner Wachtelberg“ gibt er sowohl dem Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) als auch dem gerade gewählten Regierenden Bürgermeister Berlins, Michael Müller (SPD), mit auf den Weg. „Alkohol aus Brandenburg – falls die Zeiten mal härter werden“, setzt Woidke fürsorglich hinzu.

 

Doch im Moment ist solche Fürsorge nicht notwendig. Zwar hat manche und mancher der anwesenden Damen und Herren Länderchefs den Aufstieg des ersten Linkspolitikers an die Regierungsmacht in einem Bundesland parteipolitisch mit harten Bandagen bekämpft. Aber nachdem Ramelow im Amt ist, gilt auch für ihn das im Bundesrat gepflegte Kollegialitätsprinzip. Er bekommt teils freundlichen, teils wenig enthusiastischen Applaus. Aber den kollegialen Willkommensgruß im Kreis der 16 Länderchefs verweigert keiner dem neuen Kollegen aus Thüringen.

Gemeinsame Vergangenheit mit Volker Bouffier (CDU)

Von einem „warmen Willkommen“ wird Ramelow später sprechen. Hessens christdemokratischer Ministerpräsident Volker Bouffier, der mit einer schwarz-grünen Koalition regiert, aber lange Jahre seiner Karriere das Profil des hessischen Erzkonservativen gepflegt hat, offenbarte Ramelow, dass sie sogar eine gemeinsame Vergangenheit haben: Beide haben vor vielen Jahren bei Karstadt in Gießen gearbeitet. Das lässt bei Ramelow „bei Themen, wo es zwischen Hessen und Thüringen Gemeinsamkeiten gibt“, gleich die Hoffnung auf fruchtbare Diskussionen keimen.

Rein alphabetisch betrachtet liegt zwischen Baden-Württemberg und Thüringen die ganze föderale Welt der Republik. Folgerichtig steht die in blau-weiß gehaltene Thüringer Landesfahne am einen, und das schwarz-gelbe Tuch des Südwestens am anderen Ende der Fahnenreihe. Aber am runden Tisch der Länderchefs rücken das erste und das letzte Land im Alphabet ganz nah zusammen: Bodo Ramelow ist Nebensitzer von Winfried Kretschmann. Rein physisch können der erste grüne und der erste dunkelrote Ministerpräsident der Republik den engen Schulterschluss pflegen. Wie nah sie sich politisch kommen, wird man abwarten müssen.

Erster Besuch im Kanzleramt

Ein hübscher Zufall ist es jedenfalls: Immerhin wird in Ramelows Partei teils gehofft, teils gefürchtet, sein Aufstieg könne ähnliche Wirkung entfalten wie Kretschmanns Rolle im Südwesten. Demnach würde unter Ramelows Regiment Thüringen zum dunkelroten „Waziristan“. So hat der grüne Parteilinke Jürgen Trittin Baden-Württemberg wegen Kretschmanns realpolitischem Kurs apostrophiert. Jedenfalls wird Ramelow wohl der einzige Linkspolitiker sein, der regelmäßig ins Kanzleramt kommt. Die Regierungschefs treffen dort regelmäßig mit der Bundeskanzlerin zusammen – so auch am Donnerstagnachmittag. Im Bundesrat, wo die Ministerpräsidenten zunächst tagten, fühlt Ramelow sich zu Hause. Dort war er als Mitglied von Vermittlungsausschuss und Föderalismuskommission schon oft. Das Kanzleramt dagegen war Neuland für ihn.