Von Dienstag an bestreikt die Gewerkschaft der Lokführer für sechs Tage den Personenverkehr. Das ist der bisher längste Streik der Lokführer im Tarifkonflikt mit der Bahn. In Stuttgart ist auch die S-Bahn betroffen. Verkehrsminister Dobrindt: "Grenzen sind erreicht".

Berlin/Frankfurt - Bahnreisende müssen sich von Dienstag an auf den bisher längsten Streik der Lokführer im Tarifkonflikt bei der Bahn einstellen. Der Ausstand soll im Personenverkehr sechs Tage dauern, teilte die Gewerkschaft GDL in Frankfurt am Main mit.

 

Er soll am 5. Mai um 2 Uhr morgens starten und erst am 10. Mai um 9 Uhr enden. Im Güterverkehr soll bereits ab Montag um 15 Uhr gestreikt werden. Es wäre bereits der achte Streik in dem Tarifkonflikt.

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Beim vergangenen Ausstand vor nicht einmal zwei Wochen war in Baden-Württemberg nur etwa jeder dritte Fernzug gefahren, im Regionalverkehr wollte die laut Bahn 50 bis 60 Prozent des regulären Fahrplans aufrechterhalten, was aber nicht in jedem Fall gelang.

Der Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) im Südwesten, Lutz Dächert, sagte am Sonntagabend: „Das ist eine Beeinträchtigung für die Reisenden, das ist schon klar.“

S-Bahn in Stuttgart betroffen

Von dem Arbeitskampf werde auch wieder die S-Bahn betroffen sein. Beim zurückliegenden Streik hatte es vor allem im Berufsverkehr rund um Stuttgart zahlreiche Staus gegeben, weil viele Pendler, die sonst etwa per S-Bahn unterwegs sind, auf das Auto umgestiegen waren.

"Erneut zwingt die Deutsche Bahn die eigenen Lokomotivführer, Lokrangierführer und Zugbegleiter zum Arbeitskampf", erklärte die GDL. Ihr Vorsitzender Claus Weselsky wollte sich am Montag in Berlin zu dem geplanten Ausstand äußern. Die Deutsche Bahn bezeichnet den Streik am Sonntag als "maßlos und unangemessen".

Verkehrsminister Dobrindt: "Grenzen sind erreicht"

Die Deutsche Bahn arbeitete am Sonntag an einem Ersatzfahrplan. Das Unternehmen bezeichnete den geplanten Streik als „maßlos und unangemessen“. Nach Einschätzung der Bahn wird der geplante Streik zu massiven Beeinträchtigungen des Zugverkehrs führen. „Damit schadet die GDL nicht nur massiv den Bahnkunden, der DB und ihren Mitarbeitern, sondern auch der deutschen Wirtschaft und der Sozialpartnerschaft“, teilte die Bahn am Sonntag mit.

Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat die Streik-Ankündigung kritisiert. „Ich habe Verständnis dafür, dass viele Bürger über das Ausmaß des Streiks verärgert sind“, sagte Dobrindt der „Bild“-Zeitung (Montag). „Die Grenze der Akzeptanz dieser Tarifauseinandersetzung in der Bevölkerung ist zunehmend erreicht. Das sollten auch die Verhandlungsführer erkennen.“

Die Gewerkschaft hatte am Donnerstag das neue Tarifangebot des Unternehmens zurückgewiesen und einen weiteren, langen Arbeitskampf angekündigt. Die Bahn hatte angeboten, die Löhne sollten vom 1. Juli an in zwei Stufen um insgesamt 4,7 Prozent steigen. Dazu komme eine Einmalzahlung von insgesamt 1000 Euro bis zum 30. Juni.

Die GDL fordert für die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche. Den Knackpunkt in den Tarifverhandlungen sieht die GDL bei der Einstufung der Rangierlokführer im Tarifgefüge der Bahn.

Bahn dringt auf Schlichtung

Der Konflikt ist so schwierig, weil die GDL mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) um Einfluss im Konzern ringt. Beide wollen zum Teil für dieselben Berufsgruppen verhandeln. Die Bahn will in getrennten Verhandlungen vergleichbare Ergebnisse erzielen.

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber hatte am Sonntag erneut eine Schlichtung ins Spiel gebracht. "Wir fordern die GDL zu einer Schlichtung auf, weil wir rasch Ergebnisse wollen", erklärte er in Berlin. Darüber hatte zuvor auch die "Bild am Sonntag" berichtet. "Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir eine neutrale Instanz hinzuziehen müssen."

Die Gewerkschaft hat in dem Tarifkonflikt bereits sieben Mal den Güter- oder Personenverkehr bestreikt. Zuletzt hatten die Lokführer von 21. bis 23. April gestreikt. Eine Schlichtung hatte die Gewerkschaft bislang abgelehnt.